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Die unheimliche Leichtigkeit der Revolution

| Gesellschaft

Zeitzeugin der friedlichen Revolution in Leipzig am Scholl

Das Aufbegehren junger Leipziger*innen gegen die politische Bevormundung und Umweltzerstörung in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre war Mittelpunkt eines Workshops, den Mitarbeiterinnen des Archivs Bürgerbewegung Leipzig am „Scholl.Tag“ für Schüler*innen der Q2 anboten. Nach einem kurzen Einführungsvortrag von Juliane Thieme über die damalige  Lage in Leipzig konnten sich die Schüler*innen an illegal erstellten Textquellen und Radiomitschnitten ein Bild von den Aktivitäten der jungen DDR-Bürger*innen machen, die es wagten, offen gegen die SED-Diktatur zu rebellieren. Abschließend ging Saskia Paul, die als junge Frau in der Leipziger Umweltbewegung aktiv war, in einem Zeitzeugengespräch auf die Fragen der Schüler*innen ein, die wissen wollten, wie viel Mut es bedarf, die Revolution zu wagen, wenn die Stasi einen überwacht und Druck ausübt.

Horst Kisnat, der den Kontakt vermittelte, betonte die herausragende Rolle der Montagsdemo  am 9. Oktober 1989 in Leipzig, auf der er als Ur-Kinderhauser zufällig anwesend war. Als 70.000 Menschen die Ringstraßen in Leipzig füllten, und „keine Gewalt“ und „wir sind das Volk“ skandierten, war das ein entscheidender Schlag gegen den Machtanspruch der SED. „Die Menschen, die anfangs zögerlich und unsicher auf der Demo erschienen, waren anschließen einen Kopf größer“, ergänzte Kisnat. Die Angst war verschwunden, ihren mutigen und mündigen Bürgern hatte die wankende SED nichts mehr entgegenzusetzen: Am. 9. November fiel endgültig die Mauer.

Den Scholl.Tag führt unsere Schule zu Ehren der Geschwister Scholl durch, die am 22. Februar 1943 für ihren Widerstand gegen die NS-Diktatur ermordet wurden. Der jedes Jahr organisierte Scholl.Tag soll vermitteln, wie wichtig Mut, Verantwortungsbereitschaft und soziales Engament für das Funktionieren einer Zivilgesellschaft sind. Die rassistisch motiverte Mordserie von Hanau zeigt, dass dieses notwendiger ist denn je.

 WN

 

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Zu einer Zeitzeugen-Veranstaltung am Scholl-Tag waren aus Leipzig (v.l.) Dr. Saskia Paul, Leiterin des Vereins „Archiv Bürgerbewegung“, und dessen Mitarbeiterin Juliane Thieme zu Gast. Horst Kisnat hatte den Kontakt vermittelt. Foto: K. Jüneman, WN