88 Prozent der Schüler für G 9
In acht oder in neun Jahren nach der Grundschule zum Abitur? Eine Frage, mit der sich die Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums intensiv beschäftigt haben. Denn an ihrer Schule könnte es künftig beide Möglichkeiten geben. Heute entscheidet die Schulkonferenz darüber
Die Schülervertretung (SV) hat eine Umfrage unter allen Schülern durchgeführt, und das Ergebnis ist eindeutig: 85 Prozent sind dafür, dass G 9 - also Abitur nach neun Jahren - wieder eingeführt wird. Nur 79 von insgesamt 524 Befragten möchten, dass G 8, das vor einigen Jahren eingeführt wurde, beibehalten wird. Die Umfrage wurde getrennt nach Unter- und Oberstufe durchgeführt. In der Sekundarstufe I sprachen sich 82 Prozent für die Wiedereinführung von G 9 aus, und in der Oberstufe waren es 88 Prozent.
„Es gibt Argumente für und gegen beide Modelle“, erklärte eine Vertreterin der SV. Bei G 9 bleibe mehr Zeit, zusätzliche Qualifikationen zu erwerben, an Praktika teilzunehmen und eventuell auch einen Auslandsaufenthalt einzuschieben. G 9 gebe einem mehr Zeit zum Lernen und auch mehr Zeit, um Hobbys zu pflegen. Der Leistungsdruck sei geringer.
„Es kann nicht angehen, dass Fünft- und Sechstklässler heute mehr Zeit in der Schule verbringen müssen als wir Zwölftklässler“, sagte eine Schülerin auf dem Pausenhof. G 9 ermögliche auch Schülern von der Haupt- und der Realschule einen einfacheren Einstieg in die Oberstufe. Auch mehr Zeit für eine individuelle Förderung sei in neun Jahren bis zum Abitur gegeben.
Die Gegner fürchten um den Ruf ihrer Schule und glauben, bei einer Einführung von G 9, dass Kinderhaus als „lernbedürftig“ angesehen werde.
Die Befürworter führen an, dass G8 als Option für begabte Schüler erhalten bleiben soll - mit intensiven Vorbereitungskursen. „Wer eine Klasse überspringen möchte, wird umfassend betreut, damit er den fehlenden Stoff nachholen kann“, erklärte ein Mitglied der SV das Konzept. Das Geschwister-Scholl-Gymnasium hebe sich mit einer Wahlmöglichkeit von anderen Schulen ab.
In der Schülervertretung gehen die Jugendlichen davon aus, dass es beim späteren Einstieg ins Berufsleben nichts ausmache, neun Jahre benötigt zu haben. Das könne durch zahlreiche Zusatzqualifikationen, für die die Zeit genutzt werden könne, sehr schnell wieder wettgemacht werden. „Eine Benachteiligung befürchten wir nicht.“
Die Schüler sprechen sich außerdem dafür aus, das wiedergewonnene Jahr mit vielen zusätzlichen Angeboten auszufüllen. Sie denken dabei unter anderem an Arbeitsgemeinschaften, weitere Sprachangebote wie Chinesisch oder Japanisch, neue Fächer wie Psychologie oder mehr Informatik und Kooperationen mit Sportvereinen oder Musikschulen.
VON MARION FENNER, WN MÜNSTER
