Abschlusstest für „Schulabgänger“
Eigentlich haben sie sich ihren Ruhestand längst verdient, aber dass die sechs Lehrer vom Geschwister-Scholl-Gymnasium vor „dem Sprung“ aus der Schule auch noch einmal ihr Fachwissen unter Beweis stellen mussten, hätten sie sich wohl nicht träumen lassen. Dabei waren es nicht die Schüler, die die angehenden Pensionäre noch einmal unter die Lupe nahmen, sondern die eigenen Kollegen.
Ursula Avlar, Gertrud Binnewies, Rudolf Diekmann, Kurt Grunert, Peter Lommel und Klaus Plöger sind Lehrer, die zum Teil die Geschicke des Gymnasiums seit dessen Gründung mit begleitet haben. Schulleiter Wilhelm Breitenbach: „Es ist aber schon ungewöhnlich, dass gleich so viele Kollegen während des Schuljahres das Gymnasium verlassen.“ Das hinterlasse ein großes Loch, von dem man sich noch vor einem halben Jahr nicht sicher gewesen sei, wie man das habe füllen können. „Aber zum Glück verlassen sie uns nicht so ganz, denn einzelne haben sich bereiterklärt, uns noch zu unterstützen“, sagte der Schulleiter. So werde beispielsweise die Golf-AG fortgeführt, die Kurt Grunert ins Leben gerufen hat. „Und Kollege Lommel ist bereit, den Informatik-Kursus noch ein wenig weiter zu führen.“
Danach wurde es für die sechs Lehrer ernst: Denn sie mussten ihr Können unter Beweis stellen. Und dazu hatten sich die Lehrer einiges einfallen lassen. In einer nachgestellten Klassenkonferenz wurde darüber entschieden, ob man denn die Kollegen überhaupt gehen lassen dürfe. Zuerst war Lommel an der Reihe: Der begeisterte Segler musste einen einfachen Knoten machen - wenn an dem Seil nicht gleich vier der Kollegen gehangen hätten. Auch Avlar und Binnewies, die beide Erdkunde unterrichtet hatten, wurden auf den Prüfstand gestellt. Da galt es unter anderem, den Jadebusen, Minden oder den langen Eugen auf einer Deutschlandkarte zu finden. Auf Plöger wartete eine besondere Herausforderung: Denn der Latein- und Musiklehrer sollte eigentlich nur Musikstücke erkennen. Doch die Sache hatte einen Haken: Sie wurden rückwärts gespielt. Und Grunert musste seine Zielsicherheit mit dem Golfschläger unter Beweis stellen.
Doch am Ende war auch für das Kollegium klar: „Wir können die Kollegen mit ruhigem Gewissen in den Ruhestand schicken.“
VON CLAUS RÖTTIG, WN MÜNSTER
