Bereit für ein Abenteuer
Zwei Abiturientinnen des Scholl-Gymnasiums arbeiten ein halbes Jahr in Ghana
KINDERHAUS Ein dünner Schlafsack, ein scharfes Messer und viele T-Shirts - auf dem Teppich liegt alles verstreut. Inmitten des Haufens knien zwei 19-jährige Mädchen und stopfen diese Sachen in große Reise-Rucksäcke.
Lara Münch und Greta Schulte-Eversum bereiten sich allerdings nicht auf einen Urlaub in Spanien vor, sondern auf einen längeren Aufenthalt in Afrika. Ein halbes Jahr werden die beiden Abiturientinnen des Kinderhauser GeschwisterScholl-Gymnasiums in Ghana leben und arbeiten.
Lara Münch stopft Taschentücher, Desinfektionsspray, Durchfall- und Malariaprophylaxe-Tabletten in eine Tüte: "Die Reiseapotheke werde ich wohl demnächst öfter brauchen", sagt sie. Die Mädchen werden in zwei verschiedenen Familien in der Kleinstadt Nkwatia, die im Südosten des Landes liegt, untergebracht. "Ich wollte schon immer nach Afrika", sagt Lara. Sie freue sich sehr, die ganzen Tiere und die schönen Landschaften zu sehen. "Ich bin bereit für ein Abenteuer."
Auch Schulfreundin Greta wollte nach der Schule nicht direkt mit dem Studium anfangen. "Jetzt ist die Gelegenheit, um wegzugehen und etwas anderes zu sehen." Zunächst sei nicht geplant gewesen, dass sie gemeinsam reisen. "Nach einigem hin und her haben wir uns doch zusammengetan", sagt Greta. Vor allem ihre Eltern seien darüber sehr froh. "So ist immer jemand da und im Notfall können wir uns helfen."
Obwohl sie sich freuen, dass sie nicht ganz allein in dem fremden Land sein werden, wollen sie auch eigene Erfahrungen sammeln. Deswegen haben sie sich bei der Organisation "Interact Ghana" für unterschiedliche Arbeitsplätze beworben: Lara wird in einem Waisenhaus arbeiten, Greta in einer Grundschule.
"Ich weiß noch nicht genau, was mich dort erwartet", sagt Lara. Sie wisse allerdings, dass sie wohl nicht nur mit den Kindern spielen, sondern auch waschen und putzen muss. "Das macht mir nichts aus."
Greta hingegen ist ein wenig skeptisch, wenn sie an ihre künftige Aufgabe denkt: "Erst werde ich nur beim Unterricht helfen, später soll ich aber allein Klassen unterrichten." Da habe sie ein mulmiges Gefühl: "Schließlich bin ich nur eine naive deutsche Abiturientin".
Auf Luxus müssen sie verzichten
Eine der größten Herausforderungen sei vermutlich, auf jeglichen Luxus zu verzichten. "Tampons zum Beispiel kann man nur in westlichen Supermärkten kaufen und so einen gibt es in unserer Stadt nicht", sagt Lara. Es kämen vermutlich noch viele solcher Überraschungen auf sie zu, das sei ihnen wohl bewusst.
Greta hat vor allem Angst vor den hygienischen Verhältnissen in ihrer neuen Heimat. "Gerade am Anfang werde ich mich bestimmt oft überwinden müssen, wenn ich zum Beispiel auf eine dreckige Toilette gehen muss."
Die Amtssprache in Ghana ist zwar englisch, aber dennoch üben die beiden bereits mit Hilfe einer Lern-CD die einheimische Sprache Twi. "Einige Höflichkeitsformeln können wir bereits", sagt Greta. Ihnen sei es wichtig, Interesse für die ghanaische Kultur zu zeigen: "Wir wollen signalisieren, dass wir auch etwas von ihnen lernen wollen und keine arroganten Europäer sind", sagt Lara.
Nächsten Freitag geht die Reise los. Die letzten Vorbereitungen stehen an: Gegen Gelbfieber, Hepatitis A, Tollwut und Typhus sind sie schon geimpft, nun fehlen nur noch einige Dinge auf der Einkaufsliste.
"Ich bin schon so aufgeregt, dass ich nicht mehr schlafen kann", sagt Lara. Nachts fällt ihr immer etwas ein, die sie noch besorgen muss: "Moskitonetz, Trinkflasche, Gastgeschenke, die Liste nimmt kein Ende." Die schwierigste Aufgabe wird aber der Abschied von Freunden und Familie sein: Eine große Gartenparty ist zu diesem Zweck schon geplant.
(MZ-online, Laya Moghaddam, 4.09.2008)
