Besuch der Villa ten Hompel

Am Freitag den 07. Mai 2010 hat die Klasse 10c unseres Gymnasiums zwischen 9:00 und 13:00 Uhr einen Ausflug zur Villa ten Hompel unternommen. Die Gruppe wurde dabei von fünf Studenten und ihrer Geschichtslehrerin Frau A. Render geleitet und betreut.

Zu Beginn erwartete uns ein kurzer Exkurs zur Geschichte der Geschichtserlebnisstätte Villa ten Hompel mit Fotos, z.B. aus den 1920er Jahren, der Zeit der Erbauung durch den Zementfabrikanten Hompel, oder eines aus der Zeit nach der Wahl Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Danach bewegten sich alle einzeln und anonym durch den so genannten „Dschungel der Aussagen“, verteilte Zettel mit teilweise politisch unkorrekten, als auch diskussionswürdigen Sätzen, z.B. „Migranten nehmen Deutschen die Arbeitsplätze weg“ oder „Die Zeit unter Adolf Hitler war sehr schlimm, aber gab es auch Dinge die er nicht falsch gemacht hat?“. Jeder konnte nun seine Zustimmung mittels farbiger Klebepunkte bekunden oder falls ihm oder ihr die Aussage nicht zusprach oder egal war keinen Punkt setzen. Während der Besprechung der Ergebnisse, kam heraus dass einige Mitschüler während dieses Ganges zu einem Schattentheater formiert wurden. Dies zeigte sich darin, dass leichte Diskriminierung und Aufgabenzuweisungen durch die begleitenden Studenten auf diese bestimmten Schüler ausgeübt wurde. Dies sollte vor allem zeigen wie die Mechanismen der „Nazidiktatur“ funktionierten: Die Klasse hielt das Geschehen für einen Scherz und fragte vielleicht auf Auflösung hoffend erst relativ spät nach den Gründen für die Andersbehandlung der Mitschüler.

Im folgenden lag der Fokus auf der Geschichte und der Veränderung der Aufgaben der Polizei unter der „Nazi-Diktatur“ 1933-1945, und wie die Ordnungspolizei des Bezirks Münster (hatte damals die Größe NRWs) sich an der Vernichtung, Bewachung, z.B. der Juden im Warschauer Ghetto und Vertreibung beteiligt hatte. Die Villa war, wie man bei einer kurzen Besichtigung feststellen konnten, dabei die Schaltzentrale, von wo diese Reservebattalione (Die meisten Mitglieder hatten ursprünglich einen anderen Beruf erlernt und wurden nun zur Ordnungspolizei eingezogen) der Polizei durch nahezu ganz Europa koordiniert wurden. Auch haben wir anhand von Zeugenaussagen, sowohl von Zivilisten, als auch eines anonymisierten Originaltons einer Zeugenaussage eines mutmaßlich in Massakern im Osten Europas involvierten ehemaligen Ordnungspolizisten einiges festgestellt. Nämlich, wie schwer es für die nach 1945 eingezogene Wiedergutmachungsbehörde war festzustellen, inwieweit sich die Ordnungspolizisten beteiligt hatten. Ähnlich sieht dies und sah dies bei der Urteilsfindung der Gerichte aus, welche wir mittels eines Abstimmungssystems, mit anschließender Diskussion nachzuempfinden versuchten.

Janis Fifka, Klasse UIIc

08.05.2010