Die Hölle als Spielplatz

Münster-Kinderhaus - Es wird weniger gelacht als bei früheren Theaterproben. Zu ernst ist die Thematik des Stücks, das die 20 jungen Darsteller herausfordert und an die Grenzen ihrer Vorstellungskraft bringt.

Die Theater-AG des Geschwister-Scholl-Gymnasiums nimmt sich des Bühnenstücks „Doch einen Schmetterling hab ich hier nicht gesehen“ von Lilly Axster an, das collagenhaft vom Überlebenskampf Gleichaltriger in Gettos und Konzentrationslagern zur Zeit des Nationalsozialismus erzählt. Sie schmuggeln Lebensmittel, spielen mit einer Kartoffel Fußball, veranstalten Mutproben am Elektrozaun oder versuchen, die Wächter der Speisekammer zu bestechen.Die Lehrerin der Schultheatergruppe, Sabine Badde, ist sich bei der Umsetzung des schwierigen Stoffs der Grenzen des Machbaren und Möglichen bewusst: „Diese Schicksale werden niemals die Schicksale der Darsteller sein. Das Stück - genauso wie wir als Schultheater - will keine Identifizierung, wohl aber eine Auseinandersetzung.“Axsters Stück wird von der 50-köpfigen Theater-AG bewusst nicht eins zu eins umgesetzt. Handlungsstränge wurden ergänzt oder herausgestrichen und Szenen dramaturgisch neu komponiert. Sabine Badde: „Was wir unbedingt zeigen wollen ist, wie Gettokinder, ausgestattet mit typisch kindlicher Lebensfreude und einer schier unerschöpflichen Imaginationskraft, die extreme Belastungssituation im Getto ,spielend überleben.“

Die aktuelle Inszenierung ist bereits die vierte unter der Leitung der beiden Lehrerinnen Sabine Badde und Stephanie Daume. Unterstützt werden sie dabei abermals von der Schauspielerin Johanna Kollet. Wichtig ist dabei allen Beteiligten, ob auf oder hinter der Bühne, die Teamarbeit. Schüler und weitere Lehrkräfte entwickeln und realisieren gemeinsam die Licht- und die Tontechnik, die Musik und Choreografie sowie das Bühnenbild und das Programmheft. Ein langjähriges Erfolgskonzept, das bereits zweimal (in den Jahren 2004 und 2006) mit dem Jugendtheater-Förderpreis der Städtischen Bühnen Münster ausgezeichnet worden ist.

Premiere feiert die aktuelle Inszenierung „Doch einen Schmetterling hab ich hier nicht gesehen“ im Geschwister-Scholl-Gymnasium am 19. März um 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen finden am 23. und 24. März jeweils um 19.30 Uhr statt. Eintrittskarten sind für fünf Euro (ermäßigt drei Euro) in den Schulpausen erhältlich.

WN 13.03.2010

Noch eine Woche bis zur Premiere: die Theater-AG des Geschwister-Scholl-Gymnasiums bei der Probe des Bühnenstücks „Doch einen Schmetterling hab ich hier nicht gesehen“ von Lilly Axster. Es handelt vom Alltag der Gettokinder während des Nationalsozialismus. Foto: WN