Eine Lanze für Latein

KINDERHAUS - Wenn Europäer aus vier Ländern zusammen treffen, kann es sprachlich schon mal drunter und drüber gehen. Dabei haben viele Worte doch eine gemeinsame Wurzel: das Lateinische. Diesen Gedanken brachten Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums gestern auf die kleine Bühne der Fremdsprachenwerkstatt.

Zwei Italiener, ein französisches Mädchen und ein Engländer sind es, die sich hier begegnen und - schwupp - stoßen auch noch zwei alte Römer dazu. Die verstehen zwar nichts komplett, aber alles ein wenig und schon funktioniert die Verständigung ganz gut.

Spaß am Sprechen

Das ist die Botschaft, die Italienisch-Lehrerin Angelika Elsermann [und die Latein-Lehrerin Anica Wesjohann] den Zuschauern der 5. Klasse vermitteln wollen: Spaß haben am Sprechen und Verstehen und dabei möchte Frau Wesjohann besonders eine Lanze für das Latein brechen. "Warum sollte man eine Sprache lernen, die man gar nicht sprechen kann", fragt sie in die Runde. "Für manche Berufe ist das wichtig" oder "wenn man alte Steintafeln lesen möchte", meinen die Schüler.

Alles richtig. Aber vor allem ist Latein nützlich, "weil man die Bedeutung sehr vieler Worte ableiten kann", sagt Peter Laurenz aus der 12. Klasse. Mit seiner Mitschülerin Diana Müller aus dem Italienisch-Leistungskursus hat er das kleine Stück "Francese oder Langnese" ("Französin oder Marken-Eis?") geschrieben: "Wir wollten die Sprachverwandtschaften einmal unterhaltsam darstellen", sagt Laurenz.

Neben diesem Vorteil des Lateinlernens steht auf Seiten des Französischen freilich die Alltagstauglichkeit, zum Beispiel auf Reisen. Das weiß auch Lehrerin Elsermann, und ermutigt die jungen Zuschauer deshalb, doch beide Sprachen gleichzeitig zu wählen, wenn in einigen Wochen entschieden wird, wie es in der 6. Klasse weitergeht. Vorher stehen noch Infoabende für die Eltern und ein Probeunterricht an, damit die Zehn- und Elfjährigen wohlüberlegt wählen.

Konkrete Vorstellungen

Dabei haben einige schon ganz konkrete Vorstellungen und waren auch schon vor dem Theaterstück entschieden. "Ich nehme Französisch, weil ich als Austauschschülerin nach Frankreich will", erzählt Karina. Gerrit und Kevin favorisieren dagegen die vermeintlich altmodische Sprache. Der eine, weil seine Freunde mitmachen und der Vater Lateinfreund ist. "Weil ich später Medizin studieren möchte!", lautet indessen Motivation des elfjährigen Kevins.

Nur mit dem Italienischen müssen sich die Kinder noch etwas gedulden. Das wird erst ab der 11. Klasse angeboten.  (Christian Boeckmann MZ 31.01.2008)

(Foto: Elsermann)