Feiern mit dem Bundespräsidenten

Geschichtswettbewerb: Geschwister-Scholl-Schüler holen Einzelplatzierungen und den Schulpreis

Kerstin Harden, angehende Abiturientin am Geschwister-Scholl-Gymnasium, hat mit dem CDU-Bundespolitiker Ruprecht Polenz gesprochen, mit Oberbürgermeister Berthold Tillmann und unter anderem mit den SPD-Politikern Bernd Feldhaus, Brigitte Jäger und Theo Sträßer. Nein, die aktuelle Bundes- oder Kommunalpolitik hat die junge Frau nicht interessiert. Sie hat die Jungs und Mädels - Pardon: die gestandenen Damen und Herren - nach den wilden 60er und 70er Jahren befragt. Die Aussagen der Politiker sind Teil einer 180 Seiten umfassenden Arbeit, mit der die Gymnasiastin einen dritten Platz auf Bundesebene beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten respektive der Körber-Stiftung geholt hat.
Am Mittwoch (31. Oktober) wird Kerstin Harden nicht nur ihren Preis entgegennehmen, sie wird neben zwei weiteren Schülern aus der Bundesrepublik im Schloss Bellevue mit Horst Köhler auf dem Podium sitzen und über das Miteinander von Jung und Alt in der Geschichte diskutieren. Kerstin Harden hat mit ihrer Arbeit „Innerhalb von 12 Monaten hat sich die Welt verändert/1968 - zwischen Kulturrevolution und Kommunalpolitik in Münster" die Jury des Geschichtswettbewerbs beeindruckt.
Tief beeindruckt ist auch Schulleiter Heinz Beumer. Und er ist stolz auf seine Oberstufenschülerin - aber keineswegs nur auf sie. Da geht es ihm sicherlich nicht, anders als den beiden Tutorinnen Annette Render und Gisela Pauge. Letztere wird mit in die Bundeshauptstadt reisen. Überdies wird Björn Bredehöft aus der 9b den Bundespräsidenten persönlich kennenlernen. Björn und sein Klassenkamerad David Niemann haben die Arbeit „Kinderkuren in Münster in den 50er und 60er Jahren" verfasst und damit zusammen ebenfalls ein dritten Platz beim Bundeswettbewerb erreicht.
Dass Eltern ihre zum Teil noch nicht einmal schulpflichtigen Kinder nicht auf Rat, sondern „sozusagen auf Befehl" (Björn) des Kinder- oder Hausarztes in mehrwöchige Kuren geschickt haben, hat die Neuntklässler sehr bewegt. Zeitzeugen haben auch sie befragt. Björn Bredehöft: „Den meisten ging es nach der Kur schlechter als vorher. Postkarten der Kinder wurden kontrolliert, Telefonanrufe nach Hause mitgehört."
Das Geschwister-Scholl-Gymnasium hat aber nicht „nur" drei Einzelsieger vorzuweisen: Parallel zur Bewertung der Einzelbeiträge werden bundesweit die zehn besten Schulen ausgezeichnet: Das Gymnasium in Kinderhaus ist dabei auf Platz fünf gekommen. „Das verdanken wir euch allen, nicht nur den Einzelsiegern", betonte gestern ein glücklicher Schulleiter, der alle 18 Schüler, die innerhalb von fünf Monaten Arbeiten geschrieben und nach Berlin geschickt hatten, würdigte. „Ihr alle seid wichtig."
Die 18 Schüler sind neben den genannten: Sören Weßling (jetzt Klasse 7), Carolin Niester (8), Julia Nickel, Rafaela Bade, Jan-Lucas Hüsing, Christoph Uphoff, Nahid Memarzadeh, Sarah Faizee, Daniel Frühwald, Alexander Sundermeier (alle Klasse 7), Frederike Lamken, Lara Wiefermann und Christoph Merschformann (alle Klasse 8) und nicht zuletzt Janina Tzieply sowie Ann-Kathrin Möcklinghoff (Klasse 11).
Äußerst interessant dürfte für so manchen münsterischen, politisch versierten Zeitgenossen die Arbeit von Kerstin Harden sein. Eine Art Putsch habe es in den 70er Jahren bei der SPD gegeben, sagte sie gestern: „1975 ist die gesamte Fraktion gegen eine jüngere ausgetauscht worden." Die Konflikte zwischen Jung und Alt hätten auch innerparteilich gelodert. Das nicht nur bei der SPD. Doch dort sei es heftiger zugegangen als bei der CDU. Die habe in Sachen Rebellion „auf die SPD reagiert". (Bettina Laerbusch, WN, 27.10.2007)

 

Kerstin Harden (erste Reihe Mitte) sowie David Niemann (erste Reihe 3. v. l.) und Björn Bredehöft (erste Reihe 3. v. r.) gehören zu den Bundessiegern des Geschichtswettbewerbs des Bundespräsidenten. Alle Schüler auf dem Bild haben Arbeiten eingereicht und so dazu beigetragen, dass das Geschwister-Scholl-Gymnasium auch eine von bundesweit zehn Schulen ist, die einen Schulpreis geholt haben. Vier Landessieger kann die Schule außerdem vorweisen. Stolz auf ihre Schüler sind Schulleiter Heinz Beumer und die Tutorinnen Annette Render (links unten) und Gisela Pauge (rechts oben). (Foto: -WN, bl-)