Fragestunde zum Thema „Europa“

Münster-Kinderhaus - Einige der Schüler des Wirtschaftswissenschaft-Kurses im Geschwister-Scholl-Gymnasium wirkten anfangs noch müde, denn es war gleich in der ersten Stunde, als Dr. Markus Pieper den Klassenraum betrat. Doch nachdem der CDU-Europaparlamentarier Platz genommen hatte, waren alle hellwach, denn der Politiker übernahm eine wichtige Aufgabe: Er wollte sich den Fragen der Schüler zum Thema „Europa“ stellen. Darauf hatten sich die 19 Schüler des Leistungskurses gut vorbereitet.

„Wir haben schon  einiges im Unterricht besprochen“, so die Lehrerin Rita Schuhmacher. Der Bereich Europa gehöre zudem zum Stoff für das Abitur. So war es nicht verwunderlich, dass Pieper mit konkreten Fragen konfrontiert wurde. So wurde nicht nur die Wirtschafts- und Agrarpolitik der EU angesprochen, sondern die Schüler nahmen auch Bezug zu konkreten Vorkommnisse wie dem Wunsch des Iran nach Atomwaffen und wie die EU sich wohl verhalten werden. Auch die Lissabon-Konferenz wurde angeschnitten.

„Ich erlebe immer wieder, dass gerade in Schulen die Gesprächsteilnehmer sehr gut vorbereitet sind“, lobte der Politiker - und stieg gleich in die Diskussion der Schüler ein. „Wir haben eine neue Verantwortung in der EU, daher werden im Augenblick auch 7000 Diplomaten ausgebildet, um einen neuen diplomatischen Dienst zu bilden.“ Bisher hätten die Länder ihre Botschaften selber bestückt.

Auch den Sinn der EU erklärte der Gast: „Nur gemeinsam ist man stark - und an den Stellen, an denen man nicht alleine weiterkommt, braucht man die EU.“ Pieper hielt dabei aber auch nicht mit Kritik hinter dem Berg. „Zum einen geht der Erweiterungsprozess der EU zu schnell. Wir können keine Länder aufnehmen, die die Anforderungen nicht erfüllen oder einfach noch nicht reif sind.“ Als Beispiel führte Pieper die Türkei ins Feld. „Es ist schon Ziel, das die Türkei irgendwann aufgenommen wird, aber nicht, ohne unsere Einstellungen zu übernehmen.“

Ein weiterer Kritikpunkt war das Subsidiaritätsprinzip. „Man sollte die Verwaltung auch Aufgaben lösen lassen, die nah am Menschen sind, und als EU nicht über alles bestimmen.“ Beispiele finde man in der Bildungspolitik. „Die Idee war, nur 20 Schüler pro Klasse zulassen - aber das ist in einigen Länder nicht möglich.“

VON CLAUS RÖTTIG, MÜNSTER

Der Europa-Parlamentarier Dr. Markus Pieper stellte sich den Fragen der Schüler des Scholl-Gymnasiums. Foto: WN (cro)