G9-Umsetzung wird vorbereitet
Nach der Genehmigung des Schulversuchs „Abitur an Gymnasien nach 12 oder 13 Jahren“ (G9) geht es jetzt am Geschwister-Scholl-Gymnasium an die Umsetzung. Das Kinderhauser Gymnasium ist in Münster und Umgebung die einzige Schule, die zur längeren Schulzeit zurückkehrt.
Die Themen, die für die Umsetzung des Vorhabens wichtig sind, werden bei einem pädagogischen Studientag am 14. Februar näher besprochen, kündigte Schulleiter Wilhelm Breitenbach im WN-Gespräch an. Anmeldungen für die neuen fünften Klassen, die als erste die Möglichkeit erhalten, ihr Abitur nach 13 Jahren abzulegen, werden ab dem 20. Februar angenommen. Bis Ende Februar steht dann fest, wie viele Schüler an dem G9-Versuch teilnehmen werden. „Wir pendeln zwischen zwei und drei Zügen“, berichtet Breitenbach, „wobei wir den Vorteil haben, in der Erprobungsstufe relativ kleine Klassen zu bilden.“
Bisher kommen die Schüler des Gymnasiums an der Von-Humboldt-Straße überwiegend aus Münster-Nord, vereinzelt auch aus dem Kreuzviertel. Für G9 liegen laut Breitenbach bereits Anfragen aus Nienberge, Altenberge, Greven und der Innenstadt vor.
Zurzeit kümmern sich 80 Lehrkräfte um die 750 Gymnasiasten. Mehr Personal wird es nach Auskunft des Schulleiters allein aufgrund der Genehmigung des Schulversuchs nicht geben. „Die Personalstellen werden nach der Schülerzahl berechnet. Im Mai fällt die Entscheidung über die etwaige Zuweisung neuer Lehrer.“ Das sei genügend Vorlauf bis zum neuen Schuljahr.
Gesprochen wird am pädagogischen Studientag unter anderem über die Ergänzungsstunden, die den Hauptfächern Deutsch, Mathematik und Englisch zugeordnet werden. Die G9-Schüler werden in diesen Fächern je fünf Stunden wöchentlich haben, das ist eine Stunde mehr als bei G8 üblich. „Das ermöglicht fächerübergreifendes und projektorientiertes Arbeiten“, erläutert Breitenbach. Das Geschwister-Scholl-Gymnasium nennt dies „Lernzeiten“.
Die individuelle Förderung sei Auftrag der Schulen. „Wir werden mehr Übungsphasen für die Schüler haben und können sie intensiver fördern als bisher, denn wir können uns mehr Zeit dafür lassen“, betonte der Schulleiter.
Wichtig seien die Übermittag-Angebote: „Wir haben eine attraktive Mensa und können ein attraktives Mittagessen anbieten“, freut sich Wilhelm Breitenbach. Die Mittagspause solle mit externen Anbietern gestaltet werden: Sportvereine und die Musikschule wirken mit, Medienerziehung und eine Filmklasse seien möglich.
Das Gymnasium kann zwar wegen der Verzögerung des Landes-Haushaltes noch keinen gebundenen Ganztag anbieten, wird aber im offenen Ganztag eine Betreuung bis 16 Uhr ermöglichen. „Die Kinder werden dann zwar erst nachmittags nach Hause kommen, wir möchten aber gewährleisten, dass sie dann keine Hausarbeiten mehr machen müssen, sondern dies schon in der Schule erledigen können“, stellt Breitenbach in Aussicht.
Der Schulversuch G9 wird erst für die künftigen fünften Klassen und die folgenden Jahrgänge umgesetzt. Schüler, die schon jetzt das Kinderhauser Gymnasium besuchen, müssen G8 fortsetzen, also das Abitur nach zwölf Jahren ablegen. „Aber wir bemühen uns, das durch individuelle Förderung und betreute Hausaufgaben zu optimieren, um den Stress, der auf diesen Schülern lastet, zu verringern“, verspricht der Schulleiter.
VON ELLEN BULTMANN, WN MÜNSTER
