„Mehr Zeit zum Lernen“
Das Geschwister-Scholl-Gymnasium kehrt nach dem Beschluss der Schulkonferenz am Mittwochabend zur neunjährigen Schulzeit zurück. Im Gespräch mit WN-Redakteurin Karin Völker erläuterte Schuleiter Wilhelm Breitenbach, warum die Entscheidung aus seiner Sicht eine gute ist.
Was wird sich für die Fünftklässler ändern, die im Sommer in Ihrer Schule starten?
Breitenbach: Die Kinder haben wieder mehr Zeit zum Lernen, sogar mehr Zeit als zuvor im alten G9-Bildungsgang. Künftig haben die Schüler sogar mehr Unterrichtsstunden. Wir haben mehr Raum für die individuelle Förderung und setzten besonders auf die Förderung von sozialem Lernen sowie kreativen und kritischen Denkens. Damit betonen wir Akzente, die unsere Schule schon früher stark gemacht haben.
Haben diese Bereiche in den Jahren seit der Einführung von G8 gelitten?
Breitenbach: Wir haben schon gemerkt, dass es viel weniger Zeit für das Lernen außerhalb des vorgeschriebenen Kanons gab. Ein Beispiel ist unsere Schülerstiftung „Courage“. Dort engagieren sich unsere Jugendlichen für andere Schüler im Stadtteil, übernehmen Patenschaften, organisieren Freizeitangebote. Wir haben schon gemerkt, dass dafür nicht mehr so viele Schüler Zeit hatten. Ich bin sicher, dass sich dies nun wieder ändern wird.
Wie wird der Unterrichtsstoff neu auf die einzelnen Jahrgangsstufen verteilt?
Breitenbach: Dazu arbeiten wir intensiv an einem Konzept, übrigens nicht erst seit Kurzem. Wir diskutieren die Rückkehr zur längeren Schulzeit seit etwa einem halben Jahr - mit sehr engagierter Unterstützung von Eltern und Schülern.
Aber die Schüler, die momentan Ihre Schule besuchen, werden doch gar nichts mehr von der Rückkehr zur längeren Schulzeit haben...
Breitenbach: Das stimmt. Ich sehe es so: Dass sie sich trotzdem so intensiv beteiligen, passt zum besonderen Charakter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums.
Ihre Schule ist nach derzeitigem Stand das einzige Gymnasium in Münster, dass zu G9 zurückkehren wird. Wird ihnen das mehr Schüler aus anderen Stadtteilen bringen?
Breitenbach: Das ist schwer zu sagen, auch hier im Stadtteil gab es neben überwiegender Zustimmung ja auch Kritik. Wenn uns G9 mehr Schüler bringen sollte, nehmen wir diesen positiven Nebeneffekt gern in Kauf.
Bei der Diskussion über die Rückkehr zu G9 haben manche ihrer Kollegen an anderen Gymnasien die Besorgnis geäußert, G9 könnte einer Schule den Nimbus verleihen, ein Gymnasium für etwas weniger begabte Kinder zu sein.
Breitenbach: Das fürchte ich überhaupt nicht. Ich behaupte, das Geschwister-Scholl-Gymnasium kann mit den Ergebnissen jedes anderen Gymnasiums mithalten, und dies wird sich sicher nicht ändern. Außerdem haben wir in unserem Konzept Beschleunigungsmöglichkeiten für Kindern vorgesehen, die doch in acht Jahren zum Abitur kommen wollen.
Ihre Schule will ja nicht nur G9-Gymnasium sondern ab dem kommenden Schuljahr auch eine gebundene Ganztagsschule werden. Wie sicher ist die Realisierung des Ganztagsbetriebs?
Breitenbach: Auch dazu stellt die Stadt als Schulträger einen Antrag beim Land. Ich schätze die Aussichten aber positiv ein. Unsere Nachbarschule, die Geschwister-Scholl-Realschule, ist bereits gebundene Ganztagsschule. So haben wir die nötigen Einrichtungen, wie etwa eine Mensa, schon im Haus. Größere Kosten werden voraussichtlich also nicht entstehen.
WN Münster
