Münsterische Schüler treffen Helmut Schmidt
„Ich liebe Europa nicht, es ist eine Notwendigkeit, und heute noch mehr notwendig als früher“, sagte Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt bei einer Matinee im Hamburger Schauspielhaus.
Zwölf Europäer aus zwölf Ländern sprachen am Donnerstag mit ihn darüber, welchen Wert Europa heute für Jugendliche hat und wie es gelingen kann, das Vertrauen in die EU zu erhalten. Moderiert wurde die Veranstaltung von Sandra Maischberger.
Mit dabei waren auch Schüler des Geschwister-Scholl-, des Kardinal-von-Galen- sowie des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums. Sie hatten die Einladung zu dieser besonderen Veranstaltung erhalten, weil ihre Schulen sich jedes Jahr rege am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten beteiligen. Dieser Wettbewerb wird alle zwei Jahre von der Körber-Stiftung ausgerichtet und zeichnet Arbeiten von Schülern aus, die sich mit der Geschichte in ihrer Verwandtschaft oder Region auseinandersetzen.
Im Schauspielhaus trafen die 600 Schüler einen sichtlich fitten und gut gelaunten Helmut Schmidt an. Im Gespräch mit den europäischen Jugendlichen ließ er den nötigen Ernst jedoch nicht vermissen. 27 Mitglieder in der EU seien deutlich zu viel, da die Spielregeln nicht angepasst worden seien.
In den nächsten Jahren werde sich „praktisch ein Kern von fünf oder sechs Staaten bilden“. Gefragt, wie gut sich die deutsche Bundesbundesregierung im Moment für Europa einsetze, antwortete Schmidt mit einem leichten Lächeln auf den Lippen: „Westerwelle macht alles falsch“.
»Westerwelle macht alles falsch«
Auch im Hinblick auf aktuelle Diskussionen gab der Alt-Kanzler interessante Einblicke: „Staaten müssen sich helfen, wenn man auf die Nachbarschaft angewiesen ist.“ Er fügte hinzu: „Man darf allerdings Bedingungen stellen.“
Am Ende einer rundum gelungene Veranstaltung waren die Schüler des Kinderhauser Gymnasiums überrascht, mit welcher Präzision der 92-jährige Helmut Schmidt immer noch seine Meinung zu aktuellen Themen kundtut.
Von Malte Krieter, Geschwister-Scholl-Gymnasium; Max Kortendieck, WN Münster
