Schüler verbessern Bildungschancen

VON CLAUS RÖTTIG, WN 10.9.2008

Münster-Kinderhaus. Christoph Hartmann freut sich: In einem Raum des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sitzen Vertreter des bereits abgegangenen Abiturjahrgangs. In ihren Händen halten sie ein Säckchen mit 538 Euro. „Wir Abiturienten haben während des Abitur-Gottesdienstes gesammelt und wollen nun das Geld übergeben“, erklärt Ruben Kalus, Abiturient und Mitorganisator des Abi-Gottesdienstes. Doch nicht irgendjemand wollen die Schüler ihr Geld anvertrauen: Es soll gleich in die schuleigene Stiftung fließen. Denn: Das Geschwister-Scholl-Gymnasium hat mit der Courage-Schülerstiftung, die durch Hartmann repräsentiert wird, die erste Schülerstiftung in Nordrhein-Westfalen. Gegründet wurde die Stiftung im Jahr 2006. „Die damaligen Abiturienten hatten von ihren Partys noch sehr viel Geld übrig und wollten es nicht, wie bisher üblich, in einen Kicker oder Sofas investieren“, erinnert sich Hartmann. Damals sei die Idee entstanden, einfach etwas Bleibendes gründen zu wollen. „Dabei haben sich die Gründer auf die Fahnen geschrieben, die Bildungschancen für Schüler zu verbessern – man wird im Stadtteil einfach auf dieses Problem hingewiesen.“ Auch Christian Lennarz, Gründungsmitglied der Courage-Schülerstiftung, erinnert sich gut an diese Zeit. „Damals kam eben die Idee auf, das Geld nicht zu spenden, sondern selber damit zu arbeiten.“ Dann habe sich ein ehemaliger Schüler, Manh Hung, erkundigt, ob es überhaupt mit einer Stiftung klappe. „Dem Schulleiter hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts von der Idee erzählt“, so Lennarz. Dann sei die Arbeit aber erst losgegangen. „Wir mussten mit vielen Menschen sprechen, die uns geholfen haben, die Stiftung auf die Beine zu stellen.“ Zu den Anfangsaktionen gehörte auch ein „Kick-off“, eine Sammelaktion, um das nötige Anfangskapital erst einmal zu beschaffen.
Schon kurz nach dem Verfassen der Satzung legten die Schüler mit der Arbeit los: „Wir bieten beispielsweise Workshops in den Sommerferien an oder übernehmen Patenschaften, wobei wir dann Kindern Nachhilfe geben“, erklärt Hartmann die Ziele und Arbeit der Stiftung. „Wir stellen aber auch Kindern, die nicht so viel Geld haben, Bildungsmaterial zur Verfügung“, ergänzt Lennarz.
Heute hat die Stiftung vier aktive Schüler im Beirat sowie eine Lehrerin, einen Vertreter des Ehemaligen-Vereins und einen Vorsitzenden nebst Stellvertreter. „Unser Direktor sitzt zwar auch im Beirat, hat aber kein Stimmrecht, sondern nur beratende Funktion“, erklärt Hartmann.
Die Gründe, warum sich die Schüler in der Stiftung engagieren, sind ähnlich. „Ich habe einfach davon gehört und dachte mir: Das ist eine gute Sache“, so Christoph Hartmann.
Und Christian Lennarz ergänzt: „Bildung ist das wichtigste Gut, was ein Mensch hat – ein Grundelement, das immer gebraucht wird. Vielleicht können wir mit unsere Arbeit dem einen oder anderen Spaß an der Schule und am Wissen vermitteln.“

Die jüngsten Abiturienten des Geschwister-Scholl-Gymnasiums überreichten der Schüler-Stiftung desselben Gymnasiums am Montagabend über 500 Euro, die während des Abigottesdienstes gespendet worden waren.