Tafelweise Micky Maus
Vom ersten Strich bis zur fertigen Comic-Figur: Disney-Zeichner malt im Scholl-Gymnasium
So konzentriert hat Kunstlehrerin Stephanie Daume die Klasse 6a selten gesehen. Im Kunstraum des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sitzen die Schüler still in ihre Arbeit vertieft: Sie zeichnen eifrig Micky-Maus-Köpfe auf ein langes Stück Papier. Die Klasse löst gerade ihren Hauptgewinn ein: Bei einem Wettbewerb des Disney-Channels gewann sie nicht nur 1500 Euro (die MZ berichtete), sondern auch eine Unterrichtsstunde mit einem echten Disney-Zeichner. Der steht in Gestalt von Ulrich Schröder an der Tafel und zeichnet einen Micky-Maus-Kopf nach dem anderen.
„Der erste Kopf muss ein Ball sein, der dann immer platter wird und dann wieder rund", erklärt Ulrich Schröder. Er will die Schüler in die Kunst des Zeichentricks einführen und ihnen zeigen, wie sie eine „Wundertrommel" basteln können.. Mit dieser Vorform der ersten Filmkamera kann man bewegte Bilder entstehen lassen - heute wird es der hüpfende Kopf von Micky Maus sein."Eigentlich mag ich lieber Donald Duck. Der regt sich immer so schön auf und man kann viele Mimiken zeichnen", sagt Schröder. Er ist einer von etwa 100 Disney-Zeichnern weltweit und heute extra aus Paris angereist.
Grob vorzeichnen
"Hey, ihr da vorne, der Kopf von Mickey soll aber schon immer gleich groß sein!", ermahnt er die Teenager. Als Antwort geht ein Stöhnen durch die Reihen. „Macht erstmal grobe Konstruktionslinien", rät Schröder. "Das machen Disney-Zeichner auch so." Erst später werden die Wichtigsten der vielen wirren Linien sbhwarz nachgezeichnet.
Ulrich Schröder wurde mit 20 Jahren von Disney übernommen. Seine Laufbahn begann allerdings schon mit neun, als er Disney-Figuren auf die Schul-Tische malte. Ganz ähnlich wie die Schüler heute, die allerdings noch Papier zwischen sich und die Tische gelegt haben.
Mittlerweile können sie die fertigen Zeichenstrecken in die dunkle Wundertrommel einsetzen. "Das ist doch echt super geworden", lobt Schröder. Bis weit nach Unterrichtsschluss zeichnet er für jedes der Kinder eine Disneyfigur mit persönlicher Widmung: "Ich mag an dem Job, dass ich eine handwerkliche Tradition weiterführe. Das Geräusch der kratzenden Feder gehört für mich dazu!" • Martina Stephany, MZ. 12.6.2007