Tomaten-DNA wie Spaghetti aufwickeln

Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie lädt Gymnasiasten ein

Mathis Vogel, WN, 17.9.2008

Münster - Tomaten pürieren, mit einer weiteren Flüssigkeit vermischen und erstmal schütteln. Was für den Laien wie der Anfang eines Bloody Mary-Rezepts klingt, ist der Beginn eines Forschungsprojektes. Schüler der 13. Klasse des Geschwister-Scholl-Gymnasiums sind zu Besuch im Institut für Neuro- und Verhaltensbiologie der Uni Münster. Normalerweise werden im Fachbereich von Professor Christian Klämbt Zellfunktionen erforscht. Heute jedoch halten die Schüler des Bio-Leistungskurses die Pipetten in der Hand. „Wir haben Tomaten und Fruchtfliegen aufgelöst und werden nun die DNA extrahieren“, gibt sich Merlin Rensing fachmännisch. Ziel des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützen Projektes sei es, den Schülern die moderne Biologie nahe zu bringen. „Käfer sammeln und Pflanzen bestimmen ist eben nur die halbe Wahrheit über dieses Fach“, schmunzelt Christian Klämbt. Jährlich kommen bis zu 30 Schulklassen in seine Labors. Zum Teil sogar aus dem Rheinland.

Zu den DNA-Lösungen geben die Schüler 100-prozentiges Ethanol. Dadurch fällt die DNA aus, und man kann sie wie Spaghetti aufwickeln. Später wird der DNA eine Marker-Substanz beigemischt, um sie unter dem Mikroskop sichtbar zu machen. „Im Unterricht haben wir die Mechanismen sogar schon besprochen. Aber da bleibt es meistens bei der Theorie“, sagt Annamika Gogia. Den Versuch und die Laborarbeit findet sie spannend, aber studieren möchte sie lieber Medizin: „Die Arbeit mit menschlicher DNA würde mich interessieren, aber eigentlich habe ich doch lieber mit dem Endprodukt zu tun.“

Unter den Argusaugen von Biologiestudentin Sophia Sasse, gibt Merlin Rensing Ethanol zu einer DNA-Lösung und macht sie dadurch sichtbar. (Foto: WN, Oliver Werner)