Und die Luft trug . . .

Münster-Kinderhaus - Es ist die Woche des Abschieds: Die Eltern haben Heinz Beumer in Gimbte bei Kaltefleiter zum Essen eingeladen, die Schüler „zaubern“ heute für ihn, Freitag ist im kleinen Rahmen die offizielle Verabschiedung für den Leiter des Geschwister-Scholl-Gymnasiums. Am Montag tritt sein Nachfolger Wilhelm Breitenbach den Dienst an.

Heinz Beumer wirkt in dieser Woche noch etwas nachdenklicher als sonst. 780 Schüler und 64 Lehrer gehören zum Geschwister-Scholl-Gymnasium. Zu sprechen war und ist er für alle. Hört denen zu, die Sorgen haben, einen Rat oder Hilfe brauchen. Die Begleitung in sehr persönlichen Situationen gehört dazu, Beumer ist ein empathischer Mensch. „Existenzielle Fragen, Unsicherheiten seien spürbar, aber „auch ein sehr intensiver Leistungswille“, betont er. Einen Lieblingsplatz in der Schule? „Gibt es nicht“, sagt er und lächelt.

Seit 1995 ist er am Kinderhauser Gymnasium, das zu einer Institution geworden ist. Zu Beginn seiner Dienstzeit sei ihm ein Wort von Hilde Domin sehr nahe gewesen: „Ich setzte den Fuß in die Luft, und sie trug.“ Die Schule hat ein markantes Profil entwickelt. In allen Fachbereichen gibt es zusätzliche Angebote: Sei es der Geschichtswettbewerb, das mobile Labor, der Theaterbereich oder die Mathewerkstatt. Kunstakademien, FH Steinfurt (Physik), Sprachenzentrum und der Fachbereich Germanistik der Uni sind nur einige der Kooperationspartner.

„All das war nicht meine Leistung, sondern die der Kollegen, der Schüler, der Eltern“, unterstreicht Beumer. Auch das Mitarbeiterteam sei top. „Ich bin mir sehr wohl bewusst, was ich hätte mehr tun können.“

„Bildungsarbeit ist tägliche Begegnung. Junge Persönlichkeiten in ihren Profilen zu fördern, mit dem Ziel der Selbsttätigkeit“, das liegt ihm am Herzen. Gerade in einer Zeit mit zum Teil „Besorgnis erregenden Veränderungen“.

Die Atmosphäre am Geschwister-Scholl-Gymnasium beschreibt der Pädagoge so: „Nicht, dass es keine Konflikte gäbe. Aber es gibt eine grundlegende Solidarität.“ Und ein „stilles Engagement“ von Kollegium, Schülerschaft und Eltern: „Deswegen werden schwierige Situationen nicht übersehen, sondern erspürt.“ Wichtig für ihn auch, die gute Kooperation mit der Realschule, den Grundschulen, den Kirchen und Institutionen.

Wissen, Verstehen, Gestalten - so definiert Heinz Beumer den Bildungsauftrag: „Wissen ist notwendig - wie das Verstehen, um Verantwortung abzuleiten zum Gestalten.“ Er vermittelte und ermöglichte den Schülern persönliche, nachhaltige Begegnungen beispielsweise mit Gästen wie Ralph Giordiano, Reuven Moskovitch oder mit Anneliese Knoop-Graf, der Schwester von Willi Graf.

Heinz Beumer ist dankbar, dass „die Luft trug“, das ist für ihn ein „lebendiges Geschenk“.
 

VON KATRIN JÜNEMANN, WN MÜNSTER

Freitag ist sein letzter Schultag: Heinz Beumer gestaltete mit seinem Kollegium 15 Jahre das intellektuelle und soziale Profil des Geschwister-Scholl-Gymnasiums.