Vom Scholl hinaus in die Welt
Schüleraustausch ist so etwas wie ein Sprung ins kalte Wasser: Weit weg von zu Hause in einem fremden Land, eine fremde Sprache, eine neue Schule und in einer bis dahin unbekannten Familie leben. Elf Jungen und Mädchen des Geschwister-Scholl-Gymnasiums haben das gemacht, und keiner von ihnen hat diesen Schritt bereut. Im Gegenteil, alle würden es sofort wieder machen.
Lisa und Julius waren in Neuseeland. Christina, Leonie und Anne verbrachten eine Zeit in Lyon, Helena in Grenoble und Friederike in Quebec in Kanada. Julia und Alexander waren in Münsters Partnerstadt Fresno in Kalifornien, Annika besuchte eine Schule in der Nähe von Chicago und Julia war in Australien.
Die Aufenthalte dauerten zwischen sechs Wochen und einem Jahr. „Vom Scholl aus hinaus in die Welt“, so fasst es der Lehrer Hermann Olberding zusammen. Die Jugendlichen haben ihren Mitschülern viel zu berichten: von anderen Schulsystemen und Unterrichtsinhalten, neuen Freunden, einem anderen Lehrer-Schüler-Verhältnis und ihrem neuen Selbstbewusstsein. Denn alle sind stolz auf sich, dass sie das geschafft haben. Mit ihren Sprachkenntnissen, die sie vor Ort erweitert haben, haben sie sich durchgeschlagen, am Ende haben sie alles verstanden und sind auch verstanden worden. „Selbst wenn es Probleme gab, daran ist man gewachsen“, sagt Christina. Auch Alexander betont, dass er so viel Lebenserfahrung gesammelt habe, an der er spürbar gewachsen sei. Helena hat ihren Aufenthalt in Grenoble selbst organisiert und bei der Familie einer Brieffreundin ihres Vater gelebt. Sie berichtet von einer sehr spannenden Zeit. „Unsere Schule sollte geschlossen werden, und die Schüler sind auf die Straße gegangen, haben demonstriert und viele Kampagnen ins Leben gerufen.“
Auch von Münster aus bleibt sie mit ihren neu gewonnenen Schulfreunden in Kontakt, um zu erfahren, wie es dort weitergeht.
Olberding wünscht sich, dass sich mehr Jungen trauen, für einen Schüleraustausch eine Weile ins Ausland zu gehen. „Mädchen sind mutiger“, sagt er aus Erfahrung. Jungen hätten Befürchtungen, dass sich zu Hause und im Freundeskreis zu viel verändere und sie anschließend wieder von vorne anfangen müssten. Dass dem nicht so ist, bestätigen alle Heimkehrer: „Hier hat sich gar nichts verändert“, sagt Julia.
Die Lehrer Evelyn Futterknecht und Hermann Olberding möchten mit den Schülern Fernweh bei anderen Jugendlichen wecken und sie motivieren, eine Zeit im Ausland zu verbringen.
» Am 24. März findet ab 19 Uhr eine Infoveranstaltung im Geschwister-Scholl-Schulzentrum statt, bei der die Schüler von ihren Erfahrungen berichten, Land und Leute vorstellen und ein paar landestypische Spezialitäten anbieten wollen.
VON MARION FENNER, WN MÜNSTER
