Von hier bis Brasilien
150 hochengagierte Schüler meistern 14. Nikolauslauf ums Schulzentrum
KINDERHAUS- „Jaaaa, tolles Trikot, Junge!", ruft da einer der Älteren einem der Jüngeren zu. Na, das war eigentlich anders geplant. Schließlich ist das hier kein Laufsteg, sondern eine Rennstrecke...
Es ist wieder Nikolauslauf-Zeit in Kinderhäus, und das bereits zum vierzehnten Mal. 2007 ist das Jahr der Realschüler - schließlich waren im vergangenen Dezember ja schon die Gymnasiasten mit der Organisation dran. Jedes Jahr sind die aktuellen Fünftklässler beider Schulen gefordert, ausnahmsweise der breiten Masse zu folgen. Bestenfalls zehn Kilometer weit. Das ist eine Kann-Vorgabe, kein MUSS. Aber den meisten Schülern ist für den guten Zweck - das erlaufene Geld von „Kilometersponsoren" geht an Kinder in Brasilien - ohnehin nicht mehr zu helfen. Sie rennen, jagen, hetzen rund ums Schulzentrum, als wenn es am Ende eine Eins auf dem Halbjahreszeugnis dafür gäbe. Gibt es aber nicht. Nur das wahrlich gute Gefühl, etwas wirklich Sinnvolles getan zuhaben.
Seit 35 Jahren unterhält die Gemeinde St. Josef Kinderhaus eine Partnerschaft zur Gemeinde "Cruzeiro do Sul" in Brasilien. Der Lauf soll dort einen Kindergarten unterstützen, in dem Kinder obdachloser und bedürftiger Eltern betreut werden. Das hier errannte Geld bei kühlen Temperaturen sichert den Kindern Betreuung und Lebensmittel für Monate.
Während Realschul-Leiter Andreas Behnen nach dem Startschuss lautstark seine Schüler anfeuert, ermahnt Heinz .Beumer (Rektor des Scholl-Gymnasiums) die jungen Läufer immer wieder: „Ihr müsst was trinken, Leute!" Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Schulen mit- und nicht nebeneinander arbeiten - voilá. Überhaupt: Besten Blick auf das Geschehen hatten Beumers Oberstufenschüler, die ihren Unterricht nur allzu gern gegen ein paar engagierte Anfeuerungsrufe eintauschten. Auch wenn die manches Mal eher einem Bayern-Trikot denn dem Engagement der Schüler galten.
Aber: Sie haben es alle selbst schon durchgemacht. Deshalb haben sie da oben auch ein reines Gewissen. Die 150 Kinder eine Etage tiefer müssen sich solch ein „Recht des Älteren" erst noch erarbeiten. Und das tun sie. Leidenschaftlich. Nach acht Minuten ist die erste Komplettrunde genommen, die ersten Stempel sammeln sich im Heftchen. Zehn Stempel sind maximal möglich. „Wir wollen nicht, dass sie sich verausgaben", sagt Behnen. „Es soll ja auch Spaß machen", ergänzt Beumer. Ein Mit- und Füreinander. • Marc Geschonke, MZ 7.12.2007
