Münster - Was ist Heimat? Für die zwölfjährige Eileen ist das klar: „Meine Familie. Ohne sie könnte ich nicht leben“, sagt die Schülerin des Geschwister-Scholl-Gymnasiums in Kinderhaus. Eileen hat ihre Familie gemalt. So wie sie haben sich Jungen und Mädchen von zwölf Schulen aus Münster und Rishon LeZion auf künstlerische Weise Gedanken über den Heimatbegriff gemacht. Insgesamt sind dabei 600 Bilder entstanden. Eine Jury hat 48 von ihnen ausgewählt, bis zum 5. Oktober sind sie im Bürgerhaus Kinderhaus ausgestellt.
Im Mai waren ausgewählte Bilder bereits in der Partnerstadt von Münster zu sehen. Nun waren auch etliche Münsteraner neugierig, was die Jungen und Mädchen aus beiden Ländern sich so erdacht hatten. „Viele Ähnlichkeiten gibt es“, sagt Jury-Mitglied Elisabeth Flechtner von der Künstlergemeinschaft „part 96“ bei der Vernissage im Bürgerhaus.
Die Familie stehe bei vielen im Vordergrund, die Freunde und sehr oft auch die geliebten Haustiere. Vom Hund bis zum Meerschweinchen. Kinder unterscheiden sich gar nicht so sehr, egal wo sie leben. Die Bilder seien gedanklich „im Frieden gemalt“, wie Marion Bathen-Reicher betonte, die als Lehrerin an der teilnehmenden Friedensschule für den Israel-Austausch zuständig ist. Terror und mögliche Kriegserfahrungen sind auf den Bildern nicht zu sehen, vielleicht aber hin und wieder als Hintergrundaussage zu spüren. Oder wie es Lehrerin Stephanie Daume vom Geschwister-Scholl-Gymnasium ausdrückte: „Heimat ist nicht selbstverständlich. Es gibt auch Heimatlosigkeit und Vertreibung.“
Auch das Gymnasium Paulinum, die Realschule im Kreuzviertel, das Wilhelm-Hittorf-Gymnasium, die Marienschule und die Erich-Klausener-Schule nahmen an dem „Heimat“-Projekt teil: Die zehn- bis zwölfjährigen Schüler nutzten ihre künstlerischen Arbeit auch dazu, sich mit der angesprochenen Flüchtlingsproblematik zu beschäftigen.
Quelle: WN, 31.8.2016
Text: Siegmund Natschke
