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Zwei Fäuste für Münster

Das ist ein Meilenstein in der Karriere von Salah Ibrahim. Der 18-jährige Boxer des BC Münster hat sich in der Klasse bis 49 Kilogramm (Halbfliegengewicht) für die Weltmeisterschaft im russischen St. Petersburg qualifiziert.

Von André Fischer

Das Ehebett der Eltern hat gelitten. Dort hat er gelernt, seine Fäuste einzusetzen – erstmals, mehr spielerisch als rabiat. Aber effektiv.

Immer, wenn Mama und Papa nicht da waren, verkrümelte sich Salah Ibrahim, heute 18 Jahre jung, mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Tarik in besagtem Schlafgemach, um zu raufen. „Das hat Spaß gemacht“, erinnert sich der gebürtige Münsteraner, der im nordöstlichen Afrika, in Eritrea, seine familiären Wurzeln hat.

Bruder als Vorbild

„Wenn du einen älteren Bruder hast, musst du dich immer versuchen durchzusetzen“, sagt der 1,74 große junge Mann. Gleichwohl war Tarik ein Vorbild. „Durch ihn bin ich zum Boxsport gekommen.“ Heute sind die beiden die Aushängeschilder des BC Münster.

Sportliche Glanzpunkte haben beide in ihrer noch jungen Vita reichlich gesetzt. National und international haben sie Spuren hinterlassen. Mitte November liegt es nun an Salah, ein weiteres Kapital münsterische Sportgeschichte zu schreiben. In der Klasse bis 49 Kilogramm (Halbfliegengewicht) hat er beim Brandenburg-Cup das Ticket für die Weltmeisterschaft in St. Petersburg vom 16. bis 26. November gelöst. Seine erste. „Das wird spannend“, freut sich der 18-Jährige auf eine aufregende Zeit.

Mit Trainer Stipan Prcic hat der Linksausleger in den vergangenen Wochen intensiv an seiner Form und seiner harten Rechten gearbeitet. 70 Länder werden in Russland vertreten sein, über 400 Sportler insgesamt. Ein Riesen-Auflauf. Ein Spektakel.

Hoffen auf Losglück

Seine Chancen? „Ich glaube, dass ich schon weit kommen kann, aber es gehört natürlich auch ein wenig Losglück dazu“, weiß Ibrahim. Er wird sich mit Gegnern aus Asien, Amerika oder Afrika messen müssen.

Für das globale Treffen der besten Boxer hat er sich sogar die Europameisterschaft geschenkt. Das wäre ohne Frage zu viel des Guten gewesen. Auch, weil er jüngst sein Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium abgelegt hat. „Das war schon stressig genug“, gibt einer zu, der Mathematik als eines seiner Lieblingsfächer deklariert. Ein Mathefuchs ist er obendrauf. Kein Wunder, dass er mit dem Gedanken spielt, Maschinenbau zu studieren. Dieser Junge denkt auch an seine Zukunft.

Traum von Olympia

Aber er hat auch Träume. Olympia 2020 in Tokio, das hätte was. Profiboxer, das wäre auch nicht schlecht. Abwarten. Russland steht vor der Tür. Am 1. November geht es zum Stützpunkt nach Heidelberg, von dort mit dem Auto ins Trainingslager nach Nancy (Frankreich). Deutscher Meister war er mehrfach (2013, 2015). Jetzt will er der Welt beweisen, was in ihm steckt. Und seinem Bruder Tarik. Denn dann hätten sich all die Einheiten auf dem Ehebett der Eltern gelohnt.

Quelle: MZ, 27.10.2016

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Bereit für große Taten: Salah Ibrahim. Foto: Jürgen Peperhowe