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Die beste Lehrerin der Stadt - und auch im Land

| Zeitungsartikel

„Deutscher Lehrerpreis“ für Pädagogin aus Kinderhaus

Solche Lehrer wünschen sich Schüler – aber solche Schüler wünschen sich auch Lehrer: In Berlin wurde der Kinderhauser Lehrkraft Evelyn Futterknecht der „Deutsche Lehrerpreis“ verliehen. Von Karin Völker

Solche Lehrer wünschen sich Schüler – aber solche Schüler wünschen sich auch Lehrer. Dass sie so sind, „das verdanken wir Frau Futterknecht“, sagen Janis Fifka und Julius Edling. Sie haben am Geschwister-Scholl-Gymnasium in diesem Jahr Abitur gemacht. Am Montag waren sie noch einmal mit ihrer „alten“ Lehrerin unterwegs. In Berlin wurde ihr der „Deutsche Lehrerpreis“ verliehen.

Die hohe Auszeichnung erhält Evelyn Futterknecht wegen ihres außerordentlichen Engagements für ihre Schülerinnen und Schüler. Und dass dies bei dem von der Vodafone-Stiftung Deutschland und dem Deutschen Philologenverband ausgerichteten Wettbewerb gewürdigt wird, verdankt die 40 Jahre alte Pädagogin einem Teil ihrer Schüler, die jetzt schon alle das Abitur in der Tasche haben.

Beim Abiball im Sommer überreichten die jungen Leute ihr zusammen mit einem Blumenstrauß drei eng beschriebene Seiten Papier. So viele Zeilen brauchten sie, um aufzuzählen, was Evelyn Futterknecht alles außer dem „normalen“ Unterricht am Geschwister-Scholl-Gymnasium auf die Beine stellt. Und wie sie es tut – nämlich mit großem Einsatz; viel Herzenswärme und Humor.

Evelyn Futterknecht erzählt, wie gerührt sie damals von dem Brief ihrer Abitureinten war. Dass das Schriftstück gleichzeitig ein Teil der Bewerbung um den deutschen Lehrerpreis war, wusste sie nicht. Sie ist eine der Siegerinnen in der Kategorie „Schüler schlagen Lehrer vor“. Das dürfen nach dem Reglement allerdings nur solche Schüler, die ihre Schullaufbahn schon beendet haben.

Janis Fifka, Julius Edling und Lennart Göpfert, die in Berlin bei der Preisverleihung waren, sind mit und durch Evelyn Futterknecht politisch denkende und scharfsinnig argumentierende, wache Beobachter der Gesellschaft geworden. Sie nahmen an den Projektgruppen für den englischsprachigen Wettbewerb „Europäisches Jugendparlament“ teil, in dem politische Debatten mit Schülern aus 36 Ländern simuliert und geübt werden.

Als eine der Sieger-Gruppen debattierten die Kinderhauser Jugendlichen in Riga. Sie animierte die Schüler, selbst Podiumsdiskussionen zu aktuellen Themen wie der Wirtschaftskrise oder zum Urheberrecht zu veranstalten. Am Gymnasium im Stadttteil mit vielen Migrantenkindern organisiert Evelyn Futterknecht ein Förderprogramm „Deutsch als Fremdsprache“, ihre Schüler aller Altersgruppen animiert die Deutschlehrerin dazu, selbst literarisch kreativ zu werden: Am 29. November findet schon zum fünften Mal im Kinderhauser Bürgerzentrum der von ihr angestoßene Poetry-Slam statt, bei dem Schüler und Profi-Slammer zusammen auftreten und ihre Texte vortragen.

„Außerschulischer Unterricht – das sind Sternstunden des Lernens“, sagt Evelyn Futterknecht – und ihre Ex-Schüler nicken. In Bewerbungsschreiben haben sie über Evelyn Futterknecht geschrieben, der Beruf der Lehrerin habe sie „wie von selbst“ gefunden. „Darüber sind wir froh.“     (WN, Mo., 25.11.2013)

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Janis Fifka (l.) und Julius Edling haben gemeinsam mit anderen Abiturienten ihre frühere Lehrerin Evelyn Futterknecht für den deutschen Lehrerpreis vorgeschlagen. Am Montag begleiteten sie Evelyn Futterknecht zur Preisverleihung nach Berlin. Foto: kv