Zum Inhalt springen

Fachkolleg*innen: Herr Dr. Broekmann, Herr Dr. Heeke, Frau Engemann, Herr Gehrmann, Frau Märtin,  Frau Slawisch, Frau Kuhlmann,  Frau Wollschläger-Richter, Herr Trebesch (Referendar)

Stundentafel: Geschichte wird nach den neuen Kernlehrplänen in der Sekundarstufe I  in der Unter- und Mittelstufe verteilt auf vier Jahrgänge mit insgesamt acht Wochenstunden unterrichtet. In der Oberstufe kann das Fach als Grundkurs wie auch als Leistungskurs gewählt werden. Wer Geschichte in den Jgst. EF+Q1 nicht belegt, muss in der Q2 an den so genannten Geschichts-Zusatzkursen teilnehmen (dreistündig).

Schulbücher: In der Sekundarstufe I wird mit dem neuen Kernlehrplan auf das Lehrwerk Geschichte entdecken gesetzt.  In der Oberstufe setzen wir auf die beiden Oberstufenbände von Zeiten und Menschen. Zudem bietet die Mediothek einen sehr gut ausgewählten und zugleich sehr umfassenden Bestand an Fach- und Sekundärliteratur. Schließlich ist die Arbeit mit den Ipads zu einer gewinnbringenden Ergänzung des Unterrichts geworden.

Unterricht: Neben den Schulbüchern stehen umfangreiche Materialien aus der Mediothek für einen abwechslungsreichen Unterricht bereit (Film,  Tondokumente, Karten u.a.). Darüber hinaus besuchen wir mit den Klassen und Kursen fachnahe Einrichtungen: Stadtmuseum, Stadtarchiv, Villa ten Hompel, Römermuseum Haltern, Varusschlacht Kalkriese u.a. Möglichst häufig versuchen wir Zeitzeugengespräche in den Unterricht zu integrieren. In der Oberstufe sind Exkursionen und mehrtägige Studienfahrten im Schulprogramm verankert. Am SchollTag setzen sich Schüler*innen der Unter- und Mittelstufe intensiv mit Fragen rund um die Namensgeber unserer Schule auseinander.

Studienfahrten und Exkursionen

Weimar/Buchenwald: In der Jahrgangsstufe EF fahren Schüler*innen der Geschichtskurse  nach Weimar und Buchenwald.

Direkt vor den Halbjahreszeugnissen der Jahrgangstufe Q1 fahren die Schüler*innen der Geschichtskurse zu einer viertägigen Studienfahrt nach Berlin. Neben dem Besuch des Bundestags und eines Abgeordneten widmet sich diese Fahrt insbesondere einem verbesserten Verständnis der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. Auf dem Programm stehen u.a. die Gedenkstätte Deutscher Widerstand, Stasi-Gedenkstätte Hohenschönhausen, Gedenkstätte Berliner Mauer, das Jüdische Museum, das Deutsche Historische Museum sowie alternative Besuche auf der Museumsinsel.

Stolpersteine

2019 hat unsere Schule die Patenschaft für einen Stolperstein übernommen. Am 9. Februar wurde der Stein mit fünf weiteren in der Graelstraße 37 verlegt; er ist einem Jungen namens Karl-Heinz Goldberg gewidmet, der im Dezember 1941 mit seiner Familie nach Riga deportiert wurde und kurze Zeit später im Arbeitslager an Kälte, Hunger und unmenschlichen Arbeitsbedingungen verstarb.  Karl- Heinz wurde nur 15 Jahre alt. Seinem Gedenken und der zukünftigen Wahrung hat sich der EF-Geschichtskurs von Frau Engemann gewidmet, der kommende Geschichts-Leistungskurs wird dieses Gedenken fortsetzen.

Diese Patenschaft ist für uns eine besondere Verantwortung, weil wir damit zeigen können, dass wir – in Erinnerung an die Namensgeber unserer Schule – heute Mut zeigen, uns „aufmerksam und sensibel von ungerechten Strukturen berühren zu lassen, bei Not nicht wegzuschauen und mündig  und selbstbewusst für eine gerechte Welt einzutreten.“

Mit dem aktiven Gedenken an Karl- Heinz Goldberg können wir einen kleinen Schritt auf diesem Weg gehen.

Der junge Karl-Heinz Goldberg lebte, bis auf eine kurze Unterbrechung, sein ganzes kurzes Leben in Münster. Geboren wurde Karl-Heinz Goldberg am 2. April 1926 in Münster. Wohnung und Schule waren für Karl-Heinz und seine Geschwister dasselbe Haus, in der Marks-Haindorf-Stiftung. Aufgrund dessen wird der junge Karl-Heinz nicht viel von der Diskriminierung der Juden durch die Nationalsozialisten mitbekommen haben. Doch als am 9. November 1938 im Rahmen der Reichspogromnacht das Stiftungshaus verwüstet wurde, wird der 12 Jahre junge Karl-Heinz die Diskriminierung, Ausgrenzung und Entrechtung der Juden in Nazi-Deutschland – vielleicht zum ersten Mal – sehr deutlich erlebt haben.

Am 13. Dezember 1941 wird Karl-Heinz Goldberg im Alter von 15 Jahren mit seiner Faamilie nach Riga ins dortige Ghetto deportiert. Karl-Heinz gilt als arbeitsfähig und wird ins Arbeitslager Salaspilz gebracht. Vermutlich starb er dort an Auszehrung, da er nur ein Stück Brot und eine Suppe am Tag bekommen hatte und bei minus 26 Grad arbeiten musste. Karl-Heinz Goldberg stirbt im Alter von 15 Jahren an den unmenschlichen Bedingungen, unter denen er die letzten Wochen seines Lebens arbeiten und leiden musste.

Karl- Heinz, dir wurden deine Rechte, deine Freunde und dein Haus genommen. Du wurdest weggebracht und zur Arbeit gezwungen,  und du starbst, weil man dich behandelt hat wie ein Tier. Die Taten dieser Menschen sind nicht zu entschuldigen, dein Leben kann dir niemand zurück geben. All das nur aufgrund eines größenwahnsinnigen Anführers. Du wirst sicherlich nun an einem besseren Ort sein. Wir erinnern uns deiner und deiner Familie und geben deinem Schicksal eine Stimme.

Verfasst von Ruben Stolberg und Antonia Soče (EF, 2019)

Im Gedenken an Karl-Heinz Goldberg versuchen Schüler*innen des EF-Grundkurs Geschichte Erfahrungen jüdischer Familien in der Zeit des Nationalsozialismus durch fiktive Tagebucheinträge erfahrbar zu machen.

Liebes Tagebuch,                                                                                                               1.4.1933

Heute war ein aufregender Tag für mich, denn nach unserem Morgengebet in der Synagoge sind wir zum Paddeln auf der Werse aufgebrochen. Ich hatte mich schon seit fast einem Jahr darauf gefreut und es war auch ein sehr freudiges Unternehmen. Leider habe ich mir das Bein heftig gestoßen, sodass wir nach Hause fahren mussten, damit ich zur Sicherheit zu unserem Hausarzt gehen konnte, damit der mein Bein untersucht. Aber anscheinend war er im Urlaub. Komisch! Sonst ist er immer erst im Sommer gefahren.

Weil ich schonmal in der Nähe war, sollte ich meine Hose zum Bekleidungsgeschäft in der Salzstraße bringen, aber ich wurde von einem Mann in Uniform aufgefordert, woanders einkaufen zu gehen. Ich bin natürlich trotzdem reingegangen, und war der einzige Kunde. Auch vor dem Süßigkeitengeschäft wurde ich zum Gehen aufgefordert und dieses Mal bin ich auch lieber gegangen.

Jetzt liege ich gerade im Bett und verfasse diesen Tagebucheintrag, weil mein Bein wieder weh tut und ich nichts anderes machen kann. Dabei hätte ich gerne noch mit meinen Freunden auf der Promenade Fußball gespielt. Na ja, da kann man nichts machen.

Dein Karl- Heinz 

Liebes Tagebuch,                                                                                                             5.4.1933

gestern hat Mama mir erzählt, dass wir nicht mehr zu unserem Hausarzt gehen können, weil der jetzt ganz lange im Urlaub ist. Das habe ich nicht verstanden, aber ich glaube, das ist bei Erwachsenen wohl normal, weil bei uns in der Schule auch ein paar Lehrer nicht mehr da sind. Komisch - so mitten in der Woche. Komisch war auch, dass Mama und ich heute nicht wie sonst einkaufen gegangen sind, weil man jetzt gar nicht mehr in das koschere Lebensmittelgeschäft, genauso wenig wie zu Rosenbaum kann. Na ja, vielleicht macht der ja auch Urlaub!

Dein Karl- Heinz

Liebes Tagebuch,                                                                                                           26.4.1933

heute wollte ich wie immer Fußball spielen, aber Papa hat gesagt, dass ich nicht mehr hin darf zu meinem Sportverein. Als ich dann gefragt habe, wieso – schließlich spielt Walter auch immer noch da - , meinte er nur, später….

Dein Karl- Heinz

Liebes Tagebuch,                                                                                                           7.10.1935

heute bin ich wie gewohnt aufgestanden – wie immer um 7 Uhr. Dann fiel mir wieder ein, dass ich ruhig länger schlafen könnte, ich gehe ja jetzt direkt hier in die Schule, im Haus. Auch irgendwie seltsam. Meine alten Freunde Walter und Hans sind noch immer in der Überwasserschule, dafür habe ich jetzt ein paar neue Mitschüler; einer kommt jeden Tag aus Senden. Nach der Schule wollte ich zum Fußball, aber Papa lässt mich immer noch nicht gehen; weil Grete nicht mehr zum Schwimmkurs darf, nervt sie mich den ganzen Tag und will mit mir spielen. Im Büro arbeitet seit heute ein neuer Mann, früher hat er für die Verwaltung der Universität gearbeitet, aber er sagte, er musste seine Arbeitsstelle wechseln. Ich glaube, er hat gewechselt, weil seine Verlobte ihn verlassen hat – weil ihm irgendwelche „Nachweise“ fehlten. Welche, habe ich nicht verstanden.

Dein Karl- Heinz

Liebes Tagebuch,                                                                                                             1.4.1936

heute war ein echt trauriger Tag. Eigenlich gehen wir doch jedes ahr am 1. April paddeln auf der Werse, aber wir durften nicht mehr. Meine Geschwister sind noch ganz aufgewühlt, weil wir von einem Mann, der wie ein Polizist aussah, weggejagt wurden. Es war richtig schade! Mit Walter darf ich nicht mehr spielen, sagen seine Eltern, sie verbieten ihm dem Umgang mit Leuten wie mir. Was sie damit meinen, habe ich noch nicht so genau verstanden. Die letzten Jahre war es doch auch kein Problem, dass ich Jude bin. Aber scheinbar passiert es immer öfter auch anderen Mitgliedern unserer Gemeinde, dass sie Probleme mit ihren Nachbarn kriegen, weil sie jüdisch sind. Vielleicht sollten wir zu Tante Rachel nach Amsterdam ziehen? Mein Freund Shmuel ist ja auch schon mit seiner Familie umgezogen - bis auf seinen Vater, der arbeitet jetzt im Ausland für das Reich. 

Dein Karl- Heinz

Liebes Tagebuch,                                                                                                     13.9. 1936

ich habe so lange nicht geschrieben, liebes Tagebuch, weil ich so beschäftigt mit den Olympischen Spielen war. Du kannst dir nicht vorstellen, wie aufregend die letzten Monate waren! Und endlich habe ich mein Sammelalbum „Olympia 1936“ voll! Super! Mich stört das Hakenkreuz vorne auf dem Album sehr, aber Vater meint, ich darf es auf keinen Fall überkleben. Nach Garmisch-Patenkirchen würde ich zu gern einmal fahren! Aber Vater meint, dass wir erstmal nicht verreisen dürfen. Es war ziemlich schwer, das Album vollzukriegen, in unserem kleinen jüdischen Geschäft gibt es keine Sammelbilder und keiner meiner Freunde außerhalb der jüdischen Schule wollte mit mir tauschen. Am meisten war ich von Jesse Owens beeindruckt, aber Vater meinte, das solle ich nicht so laut sagen. Im Moment ist Vater echt anstrengend, ständig hagelt es Verbote und obwohl ich schon 10 Jahre bin, darf ich immer weniger alleine machen.

Dein Karl- Heinz

Liebes Tagebuch,                                                                                                      10.11.1938

letzte Nacht war absolut grauenvoll! Die Synagoge hat gebrannt, viele andere Häuser sind in Flammen aufgegangen, hinter unserem Haus war viel Lärm, wir mussten uns alle in Sicherheit bringen, aber die Feuerwehr hat uns gar nicht richtig geholfen! Überall in der Stadt sind Häuser in Flammen aufgegangen, die Feuerwehr war wohl sehr überfordert. Manche der Bewohner sind in Transportern weggebracht worden- mein Freund Shmuel war auch dabei. Wohl zu einer Notunterkunft, weil sein Haus völlig zerstört war.

Liebes Tagebuch,                                                                                                         18.12.1938

Vater ist sehr ärgerlich – wollten wir doch über die Ferien zu meiner Tante nach Amsterdam fahren! Jetzt musste er seinen Führerschein abgeben, auch das Auto verkaufen. Da es uns in den letzten Monaten finanziell immer schlechter ging, hofft er wohl, dass wir so genug Geld für unser tägliches Leben haben? Na ja, wir wohnen ja fast mitten in der Stadt, da brauchen wir das Auto nicht. Ich wäre gerne nach Amsterdam gefahren - hier wird alles so komisch! Ich muss jetzt, wenn wir in die Stadt gehen, von Mama immer Israel genannt werden - meine Schwester Sara – die freut sich darüber, sie findet den Namen schön. Aber Israel ist doch kein Name? Und Jonathan heißt jetzt auch Israel. In seinem Pass ist außerdem ein dickes „J“. Ich wollte Mutter schon fragen, ob das in meinem Pass auch so ist, aber sie will ihn mir nicht zeigen.

Dein Karl- Heinz

Liebes Tagebuch,                                                                                                      28.9.1939

Deutschland führt Krieg gegen Polen! Unglaublich, dass Polen die Deutschen einfach angegriffen hat. Eigentlich finde ich das ganz aufregend, aber unsere Nachbarin hat geweint, weil ihr Sohn eingezogen wurde, um als Soldat zu kämpfen. Ich habe Angst um unseren Vater! Vor ein paar Tagen kamen Polizisten in unsere Wohnung. Mutter schickte uns schnell in unsere Zimmer. Als wir danach zu Abend aßen, fiel mir sofort auf, dass Mutter nicht mehr ihre Perlenkette trug, die sie zum Hochzeitstag von Vater bekommen hatte. Auch unser Silberbesteck war fort. Als ich meine Mutter darauf ansprach, ignorierte sie mich.

Heute sind unsere Freunde, die Familie Rosenthal, bei uns eingezogen. Mein Freund Israel – na ja, ich nenne ihn heimlich immer noch Jonathan – und ich spielen sehr gern zusammen, aber wir dürfen nicht mehr auf die Promenade. Ehrlich gesagt, trauen wir uns auch nicht mehr, weil aus dem Zwinger so seltsame Geräusche kommen, Rasseln, Heulen und ein dumpfes Knallen. Jonathan sagt, dass es da spukt. Allmählich glaube ich ihm.

Liebes Tagebuch,                                                                                                      21.11.1939

Jonathan und seine Familie sind wieder ausgezogen; sie reisen ins Ausland, sie sind extra von einem Bus abgeholt worden. Jonathans Mutter wollte wohl nicht ins Ausland, sie hat viel geweint bei der Abfahrt. Ich wollte sie aufmuntern, dass wir sie bestimmt besuchen kommen können, aber da weinte sie nur noch mehr. Vater und ich haben heute unser Radio weggebracht; denn Vater meinte, dass das Radio kaputt ist. Auf dem Rückweg wollte ich Süßigkeiten kaufen, aber vor dem Laden, der immer noch ganz kokelig riecht, standen Polizisten, und weil auch der alte Besitzer nicht mehr da ist, sind wir lieber weitergegangen.

Liebes Tagebuch,                                                                                                         4.9.1940

schon seit Monaten habe ich kein eigenes Zimmer mehr, sondern muss mir eins mit meinen Geschwistern teilen, weil jetzt soooo viele Familien hier im Haus wohnen. Radio hören können wir auch nicht mehr, Vater sagte, es sei irreparabel kaputt. Die Münstersche Tageszeitung dürfen wir nicht mehr kaufen, die jüdische Zeitung gibt es schon lange nicht mehr. Ich wollte in die Bücherei, um auf andere Gedanken zu kommen, aber man hat mich nicht reingelassen. Bestimmt wegen dem Stern, den ja jetzt alle tragen müssen. Immer, wenn wir etwas machen wollen, rufen unsere Eltern die Polizisten an und die entscheiden, ob wir gehen dürfen. Zum Glück fahren wir am Wochenende endlich zu unserer Tante in die Niederlande! Hoffentlich klappt es diesmal, die letzten Male wurden wir am Bahnhof immer weggeschickt (was ich sehr ungerecht fand, denn viele unserer Bekannten standen ebenfalls am Bahnsteig und durften in einem Extrazug wegfahren).

Dein Karl- Heinz

Liebes Tagebuch ,                                                                                                     19.7.1941

Vater sagte mir heute Morgen, dass ich das Telefon nicht mehr benutzen dürfte. Ich würde mir ja gerne einreden, dass es auch nur kaputt sei, aber ich glaube das selbst nicht mehr. Wir mussten unseres sogar abgeben! Ich verstehe nicht, was wir falsch gemacht haben. Meine Mutter meint, dass es wohl noch schlimmer wird. Wir müssen schon auf so viel verzichten und ich bekomme immer mehr Angst!

Wir hatten so viele Probleme in letzter Zeit, meine Familie und ich. Seit längerem dürfen wir schon nicht mehr in die öffentliche Bücherei, wir müssen alle einen Judenstern tragen – selbst meine kleine Schwester! Es war schon vorher schlimm, aber seitdem werden wir von anderen Leuten, auch von alten Nachbarn und Bekannten, auf offener Straße beleidigt und angespuckt. Und direkt nach dem Judenstern kam schon das nächste „Gesetz“, dass wir ohne Polizeierlaubnis die Wohnung nicht verlassen dürfen und nur noch bestimmte Verkehrsmittel benutzen dürfen. Am liebsten würde ich so schnell wie möglich in ein anderes Land reisen, bevor wir das auch nicht mehr dürfen!

Liebes Tagebuch,                                                                                                      28.11.1941

Weißt du noch, dass ich dir geschrieben habe, dass ich Angst habe, dass wir nicht mehr verreisen dürfen? Jetzt ist es wahr geworden, wir dürfen Deutschland nicht mehr verlassen! Grete hat unglaubliche Angst vor dem Krieg, die Bomben fallen fast jede Nacht auf Münster, aber wir dürfen uns nicht in Sicherheit bringen. Nichts haben wir mehr, als unsere Fahrräder, Fotoapparate, Schreibmaschinen mussten wir abgeben. Wir sitzen fest. Und wir können nirgendwo mehr hin. Ich habe solche Angst!

Liebes Tagebuch,                                                                                                           7.12.1941

ein Hoffnungsschimmer, endlich! Wir haben heute die Mitteilung erhalten, dass wir in ein paar Tagen vom Bahnhof Münster aus verreisen dürfen. Ich möchte so gern zu unserer Tante nach Amsterdam! Mutter weint schon den ganzen Tag, vermutlich aus Erleichterung.

Liebes Tagebuch,                                                                                                      16.12.1941

nun sind wir schon den zweiten Tag in Riga. Ernst hatte gestern Geburtstag, aber wir konnten nicht feiern. Die Angst und der Schock sitzen so tief! Ich hatte gehofft, wir fahren mit dem Zug nach Holland. Als wir abends am Bahnhof angekommen waren, waren dort schon viele unserer jüdischen Freunde und Bekannte. Wie Vieh wurden wir in einen Zug verladen, der uns hierher brachte. Hier im Ghetto leben so viele Juden. Wir haben kaum zu essen und müssen in der Kälte frieren. Heute hat einer der Wachleute gesagt, ich sei arbeitsfähig – hoffentlich kann ich für meine Mutter und meine jüngeren Geschwister ein bisschen Geld verdienen. Jede Nacht höre ich Schüsse auf den Straßen. Mutter weint und sagt, die holen mich weg von meiner Familie zum Arbeiten und dass wir uns nie wiedersehen…. Es ist so unwirklich. Ich bin doch erst fünfzehn Jahre alt! Ist es wirklich erst vier Jahre her, dass das Einzige, über das ich mich aufgeregt habe, das Paddelverbot auf der Werse war? Ich habe keine Hoffnung mehr.                                                                                                            

Wettbewerbe

Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten: Schüler*innen nehmen regelmäßig mit großem Erfolg am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten teil, der alle zwei Jahre veranstaltet wird.