Sie hat den ersten Preis des „Young Women in Public Affairs Award“ gewonnen. Hier werden Oberstufen-Schülerinnen ausgezeichnet, die sich besonders für das Gemeinwesen engagiert haben. Vergeben wird der Preis vom Verein „Zonta International“, einem 1919 gegründeten weltweiten Zusammenschluss berufstätiger Frauen.
Der Name Zonta stammt aus der Sprache der Sioux-Indianer und bedeutet „ehrenhaft handeln“. Johanna Jung verkörpert dieses Ideal in vielfacher Hinsicht. Die Coerderin hat einen Trainerschein und betreut ehrenamtlich Kinder im heimischen Sportverein Teutonia; auch beim benachbarten Telekom-Post SV war sie als Fußballtrainerin tätig. Sie gehört zu den Messdienern der Norbertgemeinde und leistet mit der so genannten OMI-Runde (Oberministranten) für den Stadtteil wichtige Jugendarbeit.
Soziale Gerechtigkeit
Als Geschwister-Scholl-Gymnasiastin ist es für sie „Ehrensache“, Mitglied der Stiftung „Courage“ zu sein, und sich mit anderen Schülern für soziale Gerechtigkeit und benachteiligte Kinder einzusetzen. In der Schule ist sie Lernpatin im Förderprogramm „Deutsch als Fremdsprache“.
Nebenbei machte die sympathische junge Frau den Führerschein, tanzt Zumba, musiziert und absolviert ihr Abitur. Einen Freund hat sie auch. Auf die Frage, ob sie denn überhaupt Zeit für ihn habe, winkt dieser lachend ab. „Das ist doch für Johanna kein Problem. Sie ist eine Frau, also multitaskingfähig“, sagt Alexander Zorn.
Europäisches Jugendparlament
Gemeinsam mit sieben weiteren Schollschülern bildeten sie die deutsche Delegation des Europäischen Jugendparlaments im Sommer 2012 und reisten in die lettische Hauptstadt Riga, Jung war als einzige Frau darunter. Zuvor hatten die Kinderhauser Gymnasiasten die deutsche Vorauswahl in Berlin gewonnen. In Riga diskutierten sie zehn Tage lang mit Jugendlichen aus ganz Europa über nationale Identitäten und entwarfen Resolutionen – alles auf Englisch. Das überzeugte die Preisjury.
Evelyn Futterknecht, Sozialwissenschaftslehrerin und Ansprechpartnerin für Gleichstellungsfragen am Scholl-Gymnasium, ist besonders von der interkultureller Kompetenz der jungen Frau angetan. „Johanna Jung ist sozial außergewöhnlich integrativ, spielt sich nie in den Vordergrund und überzeugt durch kreative Lösungsansätze“, sagt die Lehrerin. „Daher habe ich sie sofort mit Nachdruck für diesen Preis empfohlen.“ Sie sei ein Musterbeispiel für die „Selbstwirksamkeit“ der heutigen Schülergeneration. Mit anderen Worten: Schüler erleben, dass sie gesellschaftlich etwas bewegen können.
Für ein längeres Pressegespräch hat die Abiturientin kaum Zeit. Denn schon bald muss sie weiter. Am heutigen Scholl-Aktionstag muss sie Vorträge in allen fünften Klassen halten. Ihr Thema: „Vermitteln, warum es wichtig ist, Courage zu zeigen.“
Von Oliver Farke, MZ Münster