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Schüler erforschen ein Viertel – angeregt durch die Kunst

Menschen, die am Bahnhof stehen und warten, sind nichts Ungewöhnliches. Wenn sich aber, wie jüngst geschehen, eine Schulklasse auf Stühlen um die münsterischen Bahnhofsuhr herumgruppiert, dann erregt das Aufmerksamkeit. Passanten bleiben stehen, stellen Fragen, zücken Handys, um Filme zu drehen von jenen, die selbst ein Video über all dies produzieren. Eine „Intervention“ vermutlich ganz im Sinne der Verantwortlichen des „Schalterprojektes“, bei dem Oberstufenschüler, angeregt durch die Schaltkästen von Tobias Rehberger, die Identität des „Unortes Bahnhofsviertel“ erforschen.

Die Idee zu dieser kunstpädagogischen Initiative, so schildert Dr. Gail Kirkpatrick, Leiterin der Kunsthalle Münster, sei im Planungsstadium der Installationen von Rehberger („The Moon of Alabama“) entstanden. So wie der Künstler mit seinen Arbeiten nicht die Verschönerung trister Schaltkästen anstrebe, sondern eine Sensibilisierung für das Viertel, in dem sie stehen, so würden auch die Schüler „durch ihre eigene und neue Sicht auf Alltägliches und Verborgenes“ die Aktion bereichern, zeigt sich Peter Cremer von der Immobilien- und Standortgemeinschaft Bahnhofsviertel überzeugt.

Wie ambitioniert diese begleitende Aktion angelegt ist, zeigt sich schon daran, dass in einer leerstehenden Immobilie an der Von-Steuben-Straße 5 eigens eine „Schalter-Werkstatt“ zur Verfügung steht. Von dort aus gehen die Schüler des Geschwister-Scholl- und des Schiller-Gymnasiums aus Münster sowie des Gymnasiums Augustinianum aus Greven auf Entdeckungstour. Ideen wie die, die grauen Schalter an Ampeln künstlerisch zu verfremden (viele Passanten drücken sie in der irrigen Hoffnung auf grünes Licht) nennen Berte Kostersitz und Julia Drahmann als Projektleiterinnen „erste Impulse“.

Um Prozesse und Ergebnisse offen zu dokumentieren, wurde eine Internetseite eingerichtet. Eine Ausstellung in der Werkstatt soll das Projekt Anfang November für die Schüler beenden. Nicht aber für die Kunstpädagogen, wie Professor Birgit Engel von der Kunstakademie betont: Wie die Schüler ihre Stadt wahrnehmen, wie sie Dinge versinnbildlichen, die sie als Alltäglich definieren – dies auszuwerten, sei aus wissenschaftlich-didaktischer Sicht sehr spannend.

Von Petra Noppeney, WN Münster

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Gruppenbild mit Schülern, Lehrern, Schulleitern und Projektbegleitern in der „Forschungswerkstatt“ an der Von-Steuben-Straße.